Geschichte & Entwicklung

Die Gründung des Heimatvereins Grafschaft Bentheim geht zurück auf die Initiative des Bentheimer Lehrers Lukas Wedewen: Die Auswirkungen der Industriellen Revolution drohten, die regionale Identität und Landschaft zu zerstören. Ein neu zu gründender Heimatverein sollte diesem Verlust durch Naturdenkmalschutz und Heimatpflege vorbeugen.

Die Zeitungen der Grafschaft veröffentlichten einen Aufruf zur Gründungsversammlung. Zu dieser erschienen am 17. Juni 1910 sechzehn Honoratioren im Hotel Kaiserhof in Bad Bentheim. Der 78jährige Hotelier Eduard Cordes übernahm den Vorsitz, Wedewen betreute 30 Jahre lang das Heimatmuseum, das drei Jahre nach Gründung des Vereins in Bad Bentheim eröffnet wurde. Mitte der 1960er Jahre wurden die Bestände in das Kreismuseum im Haus Stoltenkamp in Bad Bentheim überführt. Dort waren sie bis zu dessen Auflösung im Jahr 1997 zu sehen.

Zahlreiche Besucher kamen ab Mitte der 1920er Jahre zu Vorträgen und Ausflügen, die der Heimatverein organisierte, um sich über Brauchtum, Vor- und Frühgeschichte sowie das Tier- und Pflanzenreich ihrer Heimat zu informieren.

Alle vierzehn Tage erhielten die Leser der Tageszeitungen seit 1920 kostenlos die Heimatbeilage „Der Grafschafter“, bis dieser 1925 durch den Heimatkalender abgelöst wurde. Erste Jahrbücher erschienen von 1919 bis 1924. Unter dem umtriebigen Vorsitzenden Heinrich Specht gab der Heimatverein ab 1925 die Schriftenreihe „Das Bentheimer Land“ heraus. Unter Specht setzt auch eine erste als wirklich wissenschaftlich zu bezeichnende Tätigkeit ein, die jedoch nicht mit unserem aktuellen Verständnis von Forschung beurteilt werden sollte.

In dieser Zeit gelang es dem Heimatverein, bedeutende Naturflächen und Bodendenkmalstätten unter Schutz stellen zu lassen und das Heimatschrifttum systematisch aufzubauen und zu erfassen. Die erste Bibliografie der heimatkundlichen Aufsätze und Schriften aus dem Jahr 1932 ordnete bereits 733 Beiträge nach Sachgebieten. 1952 wurden von Dr. Ludwig Edel schon 3400 Titel in 16 Sachgebieten erfasst. Die aktuellere Bibliografie von Birgit Harren und Hubert Scholübbers aus dem Jahr 1988 verzeichnet 9070 Beiträge nach neun Sachgebieten geordnet. Herausgegeben wurde sie von der Emsländischen Landschaft.

Der Nationalsozialismus unterbrach nicht nur die sachliche Beschäftigung mit der Heimatforschung, sondern auch die freundschaftlichen Beziehungen zu den Niederlanden, die der Verein seit seiner Gründung gepflegt hatte. Doch bereits 1948 nahm Dr. Hendricus Johannes Prakke, Vorsitzender der Drents Genootschap, Kontakt mit Heinrich Specht auf. Dieser war zwar während des Dritten Reiches Vorsitzender des Heimatvereins geblieben, musste sich jedoch der NS-Ideologie im Hinblick auf Vereinsführung und Publikationstätigkeit beugen, da die Gestapo ihm und seiner Familie mit Deportation drohte, sollte er sich widersetzen.

1953 wurde die Pflege der nachbarschaftlichen Beziehungen zu den Niederlanden in die Satzung des Heimatvereins aufgenommen, die angesichts aktueller Aufgaben noch an Bedeutung gewinnt. Nach dem Tod von Specht übernahm Georg Kip den Vorsitz des Heimatvereins. Er war Zeitungsverleger und Hauptschriftleiter der Tageszeitung „Grafschafter Nachrichten“ und so war es ein leichtes, „Den Grafschafter“ als nun monatliche Beilage zur Zeitung wiederzubeleben. Hier wurde allgemeinverständlich und teils in plattdeutscher Sprache über Heimatgeschichte und aktuelle Ereignisse berichtet.

Das Heimatjahrbuch erschien seit 1953 mit einem mehr wissenschaftlich ausgerichteten Anspruch und wurde zunehmend als Quelle weiterführender Forschung in Anspruch genommen und um statistische Daten ergänzt. Da das Heimatjahrbuch sich jedoch in erster Linie an die Bevölkerung der Grafschaft richtet, wird in den neueren Beiträgen darauf geachtet, eine für Laien schwer verständliche „Wissenschaftssprache“ zu vermeiden und auch hier der Heimatdichtung eine Plattform zu bieten.

Einige Aufgaben, denen sich der Heimatverein bei seiner Gründung verschrieben hatte, sind heute Teilgebiete viel größerer Zusammenhänge geworden, wie etwa der Naturschutz, und können von anderen Organisationen wesentlich besser wahrgenommen werden. Neue Aufgaben und Forschungsfelder sind hinzugekommen. Darüber und über die Gebiete, auf denen wir uns Ihre aktive Unterstützung wünschen, gibt die Seite Aufgaben detailliert Auskunft.