Verborgene und bedrohte Zeugen

Als die Menschen im Jahr 1840 am Spöllberg beim Abgraben von Sand einen goldenen Becher fanden, brachten sie diesen zum Fürsten Alexis von Bentheim. Damals war noch unbekannt, wie wichtig nicht nur das Fundstück sondern auch der Fundort ist.

Archäologische Funde sind Bodenurkunden. Sie geben Auskunft über Epochen oder Gesellschaftsschichten, die keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben. Am besten sind solche Funde in dem Boden aufgehoben, in dem sie die Jahrhunderte überdauert haben, denn wenn sie mit Luft und Licht in Kontakt kommen, zerfallen sie.

An Ort und Stelle belassen stehen sie auch in der Zukunft im gesamten Fundkontext für weitere Forschung zur Verfügung.

Bei neuen Bauprojekten tauchen oft Spuren der Vergangenheit auf: dunkle Punkte am Grund der Baugrube sind nur für Experten als Balken vor- und frühgeschichtlicher Häuser zu erkennen. In solchen Fällen werden „Rettungsgrabungen“ durchgeführt, die Funde dokumentiert und dann wird die Bautätigkeit fortgesetzt.

Selbst wenn eine Münze im Sand blinkt und die Versuchung groß ist: der Laie, der Spaziergänger oder der Bauherr sollte und darf solche Funde nicht einfach bergen und in die eigene Vitrine legen. Die Entfernung der archäologischen Funde aus dem Zusammenhang oder ihre Zerstörung steht aus gutem Grund unter Strafe: Mit ihnen gehen wichtige Zeugnisse unwiederbringlich verloren, die ein neues Licht auf ganze Forschungsfelder und auf die eigene regionale Geschichte werfen können.

Damit Rettungsgrabungen verzögerungsfrei ablaufen, sind ehrenamtliche Helfer in Ergänzung zu den Profis unabdingbar. Sie veranstalten Führungen an der Ausgrabungsstelle, arbeiten mit Schulklassen, helfen beim Katalogisieren der Funde und informieren in Vorträgen. Hier eröffnet sich ein spannendes und breites Betätigungsfeld für die Mitglieder des Heimatvereins. Kundige Mitarbeiter sind jederzeit willkommen.

Nicht nur Unwissenheit führt zum Verlust von Bodenurkunden. Der Marktwert archäologischer Funde im Internet und am Schwarzmarkt hat zu einer kriminellen Ausbeutung ergiebiger Fundstellen geführt, der sogenannten „Raubgräberei“, die vor allem bei uns im Grenzgebiet schwer zu verfolgen ist. Um in Zukunft weitere Verluste zu vermeiden, müssen wir die Kontakte zu den niederländischen Forschungskollegen intensivieren und gemeinsame Projekte entwickeln.